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AFRIKA ANLÄUFE ANREISEN

Textauszug:

Im Traum
Es ist weit und still. Weißer Sand und heller Staub, elfenbeinfarbene Hörner von Rindern vor einer milchweißen Lehmwand mit einem kreideweiß verstaubten Mann in einem rahmfarbigen Kapuzenkleid. Alle Hörner, alle Tiere, alle Umrisse voneinander abgehoben, nur durch Schatten und Licht. Die staubweiße Hand des Mannes liegt auf dem Horn des vordersten Tieres. Der Mann, das bin ich. Ich bin der Leithammel der Geschichte und alles und alle folgen dem Leittier.

Auf der Fahrt zum Flughafen ist es schon dunkel. Wir fahren durch Absperrungen vor dem Flughafen. Wir kennen keine andere Zufahrt zur Abflughalle. Kiku ist ein kluger Chauffeur. Männer zielen mit Maschinengewehren auf uns. Wir sind auf dem Gelände des Militärflughafens gelandet. Andere Bewaffnete laufen auf uns zu. Schreien. Richten auch die Waffen auf uns. Erklärungen, Beteuerungen, Entschuldigungen. Alles plausibel. Sie beruhigen sich. Wir auch. „Wenn das so weitergeht, werden sich die Abflüge irgendwo in der Dunkelheit verstecken und man muss dann jeden einzelnen suchen und aufstöbern“, sagt Kiku. Einparken, Autotürenschlagen, Kofferraumtür öffnen, ausladen und Abschiedsumarmungen.
In Wien-Schwechat mit Rollkoffern, Anoraks, Handschuhen und Wollschals um die Köpfe gewickelt, umarmen wir einander zur Verabschiedung. Lilli nimmt den Zug nach Hause, ich die Schnellbahn.

"Gerda Sengstbratl schildert die Unmittelbarkeit afrikanischen Lebens und afrikanischer Kultur gleichermaßen schillernd wie analytisch. Das ist die Besonderheit ihrer Prosa.“

Petra Ganglbauer

„Die Erzählungen öffnen eine Tür in kleine, intime Gemeinschaften. Uns wird Einblick gewährt. Wir tauchen in Sphären ein, die wir sonst niemals zu Gesicht bekämen. Farben, Gerüche und Landschaften prägen sich ein.
Gleichzeitig öffnet sich eine Tür in die andere Richtung: eine Tür in uns, die zu uns selbst führt. Zu Urgefühlen, die durch die Erzählungen erweckt werden.“

Judith Hinterberger

In AFRIKA ANLÄUFE ANREISEN treffen die Leserinnen und Leser auf verdichtete Geschichten auf Reisen in und durch Afrika - Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Gambia, Ghana, Guinea Bissau, Mali, Senegal und Togo. Im Zentrum stehen Landschaft und Kultur, sowie Menschen, Rituale und Spiritualität. Gleichzeitig stellt die Erzählerin auch politische oder historische Überlegungen an. Ihr höchst subjektives Erleben und Wahrnehmen auf ihren Reisen wird neben allgemein gesellschaftlich relevante Themen gestellt.
Der Kontinent – aus der Sicht einer Europäerin mit langjähriger und tiefgehender Befassung mit den politischen, kulturellen, spirituellen Strukturen in Afrika – wird auf synästhetische lebendige, aber auch kritische Weise, für die Leserinnen und Leser nachvollziehbar gemacht, indem sich die Texte ganz nah am Geschehen bewegen.